Kapitel 1
Verlorenes Glück
Lane saß auf ihrem Bett in ihrem kleinen Apartment und raffte
sich erst langsam auf. Nur mit einem langen Shirt bekleidet stand sie auf und
ging Zielstrebig zum Couchtisch in der Mitte des Raumes. Auf dem Tisch stand
noch das leere Glas von gestern und die halbvolle Whiskyflasche. Lane schenkte
sich gedankenverloren das Glas halb voll ein und ging mit dem Glas in der Hand
in Richtung des großen Fensters. Die Fensterscheiben waren immer noch
abgedunkelt. Man konnte nicht wirklich hineinsehen, aber Lane konnte das geschäftige
Treiben draußen gut beobachten. Sie lehnte sich gegen den Fensterrahmen und nippte
an ihrem Glas, der Whiskey brannte leicht in ihrem Hals und sie strich sich
eine Haarsträhne zur Seite. Die Holowerbung auf der gegenüberliegenden
Straßenseite war gerade erst angesprungen. Lane schätzte es musste mittlerweile
gegen 12 Uhr sein, aber auf diesem Planeten wo man selten die Sonne oder etwas
Anderes sah war das nur schlecht zu beurteilen.
Lane hatte sich vor einigen Monaten ein kleines Apartment
direkt am Rande des Rotlicht Viertels auf Nar Shaddaa gemietet. Es sollte nur
eine Übergangslösung sein. Lane hatte General Garza ihre Abzeichen und ihre
Dienstidentifikation auf den Tisch geknallt. Als sie das tat war Garzas Gesicht
eine steinerne Miene gewesen. Garzas letzte Worte an Lane halten ihr immer noch
in ihren Schädel, worauf hin Lane ihr Glas ganz leerte.
Die wohlige Wärme die sich in ihrem Körper daraufhin
ausbreitete vertrieb die Gedanken an Garza und sie erinnerte sich an die Tage
danach.
Sie war von Coruscant mit der Fähre zur Flotte geflogen und
packte ihre persönlichen Sachen in einen Sack - es war nicht viel.
Jorgen hatte versucht sie aufzuhalten, als sie mit ihren
Paar Sachen Richtung Ausgang ging.
Das Schiff stand schon einige Tage im Hangar. Alle waren
beurlaubt, nur der Wartungsdroide sollte da sein, aber Jorgen hatte auf sie
gewartet. Er wartete immer auf sie, auf seinen Major. In Lanes Innentasche
steckten bereits die Tickets nach Nar Shaddaa. Jorgen hätte wissen müssen das
ihr Entschluss feststand, wissen müssen das nichts sie umstimmen konnte. Er
kannte sie gut genug!
"Soldat, was soll der Scheiß?!" hörte Lane seine
Stimme hinter sich. Sie dreht sich langsam um und Jorgen stand mit verschränkten
Armen vor ihr.
Lane erwiderte leicht müde: "Jorgen komm mir nicht mit
dem Scheiß. Ich habe keinen Bock auf so eine Diskussion und meine Entscheidung
steht fest!"
Jorgan kam auf Lane zu, sie spürte seinen Atem auf ihrem
Gesicht und seinen durchdringenden Blick.
"Also geht ihr einfach Major, lasst Eure Ideale, Eure
Leute zurück... mich zurück?" Jorgans Augen waren nicht wütend erkannte
Lane sofort. Sie waren voller Sorge und Verzweiflung. In keiner Schlacht hatte
sie Jorgen je so gesehen. Vielleicht, weil er wusste, dass diese bereits
entschieden war?
Lane hielt mühsam seinen Blick stand. Sie sah ihn an und
sagte nur "Jorgen du weißt warum ich gehe. Wenn ihr bleiben wollt ist das
Eure Sache. Ich habe Garza noch eine Nachricht zustellen lassen. Ich glaube, du
kannst es dir denken, ich schlage dich als meinen Nachfolger vor. Du wirst dich
gut um alle kümmern."
Lane wandte ihren Blick von Jorgen ab, sie wollte ihn nicht
so sehen. Er sollte der unnachgiebige harte Jorgen in ihren Erinnerungen bleiben
- den Jorgen den sie auf Ord Mantell noch so wenig leiden konnte und der in ihr
einen unfähigen Rekruten gesehen hatte! Lane kam es in jenem Moment vor, als
wäre dies ein ganz anderes Leben gewesen.
Jorgan bemerkte Lanes Verhalten und legte seine Hände auf ihre
Schultern. Sein Gesicht kam noch näher an ihres heran und flüsterte ihr zu.
"Lane, es gibt andere Wege, wirf nicht alles hin. Ich bin für dich da,
immer..."
Lane kämpfte mit den Tränen. Sie wusste sie tat Jorgen damit
weh, aber ihr Entschluss stand fest. "Jorgan, du bist lange genug Soldat
und hast viele kommen und gehen sehen. Das ist nun mal der Lauf der Dinge. Es
ist wenig professionell wenn dich ein Soldat mehr kümmert als ein
anderer." ihre Stimme bemühte sich um einen ruhigen Tonfall.
Aber Lane kannte Jorgen und die Antwort auf die Frage warum
er sie nicht einfach gehen lassen konnte. Dorne, Vik sie hätten gehen können -
es hätte ihn kaum berührt. Bei ihr war es was Anderes.
Lane musste kurz innerlich schmunzeln, und an den Tag denken
als sich der Cathar verplappert hatte. Nach einem schwierigen Einsatz hatte der
ganze Trupp zusammen mit den Todesschützen ausgelassen in einer Cantina gefeiert.
Jorgen war das erste Mal seitdem sie ihn kannte ausgelassen gewesen und er
hatte gut mit Lane getrunken. Selbst Vik nahm sich zurück als er merkte, dass
er nicht so einfach mithalten konnte. Ein junger Lieutnant der Todesschützen
hatte Lane zum Tanzen aufgefordert, er zitterte wie Espenlaub. Lane hatte Mitleid
mit ihm und sagte zu. Die anderen Jungs aus der Einheit beobachteten ihren Kameraden
und sie wollte ihn nicht ihrem Spott aussetzen, zumal es ja sehr mutig von ihm
war zu fragen. Lane ging mit ihm auf die Tanzfläche, sah zurück und konnte in Jorgans
Gesicht ziemlichen Unmut erkennen. Lane war nicht sicher wie sie Jorgans
Gesichtsausdruck deuten sollte.
Gerade in diesem Moment wechselte die Cantinaband ihre
Stilrichtung und spielte einen ruhigen Lovesong, was den übrigen Tanzpaaren gut
gefiel, denn nun tanzten diese eng umschlungen.
Der junge Lieutnant wusste nun gar nicht mehr was er tun
sollte und traute sich nicht Lane anzufassen. Lane schenkte ihm ein Lächeln und
flüsterte ihm zur Beruhigung etwas ins Ohr. Woraufhin der junge Soldat nickte
und tatsächlich seine Arme um Lanes Hüften legte. Lane legte ihre Arme um seine
Schultern. Er war etwas größer als sie und dadurch passte es gut. Lane
entspannte auf der Tanzfläche. Seit ewigen Zeiten war sie einfach mal Lane,
Lane eine Frau, kein Major, kein Kommandantin die über Leben anderer entscheiden
musste.
In ihrer Ausbildung war sie öfters mal mit den anderen Rekruten
zum Feiern unterwegs gewesen. Die Kerle hatten steht's die Sau raus gelassen,
aber Lane erlaubte sich sowas nicht. Schließlich hatte sie ein Ziel vor Augen
und als Frau war man zu leicht abgestempelt - dieses Denken hatte sich seit
Jahrhunderten nicht verändert. Zwar gab es in ihrer Laufbahn viele Kollegen die
ihr eindeutige Angebote machten, sie ließ aber jeden davon abblitzen. Und jetzt
gerade in diesem Moment fragte sie sich ob das nicht ein riesen Fehler war. Sie
stellte sich schon seit einiger Zeit, um genau zu sein seit dem Abend mit Jonas,
die Frage ob ihr Verhalten immer richtig gewesen war. Jonas Balker war
irgendwie anders gewesen, seine Art mit ihr zu reden war etwas Besonderes. Er
respektierte zwar ihren Rang und verhielt sich durchaus professionell aber er
zeigte ohne Angst Interesse an der Frau hinter dem Rang. Er nutzte jede kleine
Gelegenheit aus um mit ihr zu flirten, egal wie einseitig es auch war und wie
oft Lane ihn zurückwies.
Anfangs konnte sie das gar nicht leiden. Vor allem wenn
Jonas versuchte die Situation mit Small Talk aufzulockern. Er fragte dann nach
ihrem Privatleben und das war Lane zuwider. Nicht einfach, weil es ihn nichts
anging, sondern weil sie ihm nichts zu erzählen hatte. Seit ihrem Eintritt in die
Arme hatte sie einfach keins mehr.
Auf einmal wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Jorgen war
zu ihr auf die Tanzfläche gekommen und schickte den sichtlich enttäuschten
Lieutnant fort. Jorgen nahm seinen Platz auf der Tanzfläche ein und auf einmal
waren Lane und Jorgen sich ganz nahe. Ein komisches Gefühl beschlich Lane, aber
sie dachte es wäre schier Einbildung. Jorgen sah Lane mit einem leicht
verzogenen lächeln an und sagte zu ihr: "Ich kann den Jungen gut
verstehen, auch wenn es dreist war Euch um diesen Tanz zu bitten, seine Freunde
haben sich sicher dieses Stück für ihn gewünscht."
Lane erwiderte Jorgans Lächeln. "Davon gehe ich stark
aus, sie haben ihn ja trotz der attraktiven und leicht bekleideten Tänzerinnen
keine Minute aus den Augen gelassen."
Jorgen sah Lane tief in die Augen. "Nun leicht
bekleidete Tänzerinnen sind einfach nicht jedermanns Sache, manchmal kann eine bis
an die Zähne bewaffnete Frau in Uniform sehr sexy sein." Lanes Gesicht
errötete unmerklich und sie sah Jorgen leicht irritiert an.
"Ihr werdet ja ganz rot Major, vielleicht sollten wir
an die frische Luft gehen." Lane nickte knapp und ging voran Richtung
Ausgang.
Lane und Jorgen gingen nach draußen an die frische Luft. Man
konnte fast meinen die Sterne zu sehen, aber nur fast. Die ganzen Holowerbungen
und die Lichter der endlosen Stadt erhellten den Himmel so stark, dass einzelne
Sterne mit ihrem Leuchten keine Chance hatten. Lane sah Gedankenverloren in den
Himmel als ein kalter Wind wehte und sie leicht frösteln ließ.
Jorgen hatte seine Jacke ausgezogen und legte sie ihr über
die Schultern. Sie lächelte ihn an und dankte ihm mit einem knappen nicken.
Jorgen ohne Kampfrüstung und schwerer Sturmkanone zu sehen war seltsam, vor
einem Jahr hätte sie noch darauf gewettet das er mit seiner Uniform und Waffe zu
Bett ging.
Als sich in Lanes Kopf dieses Bild vom schlafenden Jorgen in
Kampfmontur aufbaute, neben seiner Sturmkanone liegend, konnte sie sich ein
amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Jorgen sah sie darauf fragend an und
lächelte. "Das steht Euch", flüsterte er ihr ihr ins Ohr. Er war ihr
beim Anlegen der Jacke über ihre Schultern sehr nahegekommen und nicht wie
sonst danach wieder auf Abstand gegangen.
Lanes Blick wurde ein wenig ernster als er das sagte und sie
zog seine Jacke enger um sich. Dann sagte sie knapp: "Wir sollten zum
Schiff zurückgehen, Morgen ist der Urlaub vorbei." Lane ging daraufhin mit
festem Schritt Richtung Taxistand. Jorgen sah leicht irritiert zurück zur
Cantina wo die anderen noch waren und feierten und folgte dann Lane.
Jorgen hatte sie schnell wieder eingeholt. Während der
Taxifahrt zum Raumhafen wechselten sie kein Wort miteinander. Sie schritten von
der Promenade zum Raumhafen und dann in den Fahrstuhl zum Hangar Dock wo ihr
Schiff stand.
Jorgen betrat als Erster das Schiff und sah sich kurz um
bevor er sich an Lane wandte. "Soll ich die anderen übers Kom rufen?"
Lane sah ihn mit einem funkelnden Blick an und zuckte leicht mit den Schultern
bevor sie zu Jorgen sagte, "Wieso? Sie haben sich den Urlaub bis zur
letzten Minute verdient und mal ohne uns zu sein tut ihnen ganz gut." Während
sie das sagte, streifte sie Jorgens Jacke ab und auch ihre eigene.
Jorgen nickte ihr zu, während Lane Richtung Kabine sah, ihren
Zopf öffnete und sich mit der rechten Hand durch die Haare fuhr. Sie lächelte
ihm zu und meinte knapp in einem leicht süffisanten Tonfall: "Oder hast du
Angst mit mir alleine auf dem Schiff zu sein?" Während sie das sagte ging
sie zu ihrer Kabine. Jorgen war leicht irritiert über ihren Spruch und wollte
wie immer das letzte Wort haben weshalb er ihr in die Kabine folgte. Lane zog
ihr Hemd aus und stand nun so vor Jorgen. Er wurde sichtlich rot, bekam kein
Wort heraus und wollte sich gerade umdrehen um zu gehen, als Lane den Schalter
betätigte und ihre Kabinentür zu ging.
Er drehte sich mit einem Lächeln zu ihr um und ...
Aus ihren Gedanken gerissen landete Lane wieder im hier und
jetzt. Das mit Jorgen war Vergangenheit. Er hatte sich damals entschieden und
sie aufgegeben. Sie hatte es akzeptiert und auch er musste akzeptieren, dass es
kein Zurück mehr gab.
Lane stieß Jorgen sanft aber bestimmt zu Seite und verließ
das Schiff mit ihrem wenigen Gepäck.
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